«Reden ist Silber, Machen ist Gold. »
Als Stuntman war er in den letzten Jahren immer wieder in den Medien, doubelte in einem Werbespot sogar Roger Federer. Doch der Toggenburger Manuel Schweizer ist viel mehr als nur der Mann fürs Grobe. Nicht nur, dass die Sandhügel, die bloss 250 Meter oberhalb seines Elternhauses liegen, in seiner Kindheit als Abenteuerspielplatz herhalten mussten. Als Stuntman dienten sie ihm als Trainingsgelände und Filmset. «Mit 16 Jahren hatte ich den Traum, Stuntman zu werden», erzählt der Toggenburger. Er wurde erst einmal belächelt. Doch Schweizer ist keiner, der mit dem Strom schwimmt. «Es gibt so viele gesellschaftliche Normen, die die Menschen hindern, ihr Ding zu machen», sagt er. «Ich habe keine Angst, etwas Neues in Angriff zu nehmen.» Er habe gelernt, dass er in jenen Dingen gut sei, die ihn wirklich interessieren. Dann gebe er immer hundert Prozent Einsatz. Und so liess sich der gelernte Elektriker unbeirrt zum Stuntman ausbilden. Der Faktor Mensch Der Erfolg liess nicht auf sich warten: Schweizer schoss und hechtete durch TV-Krimis wie «Der Bestatter» und «Tatort». Der Traum vom Stuntman war Realität geworden, das Ansehen auch: Heute wird er bei TV- und Kinoproduktionen als Stunt-Coordinator engagiert. Noch älter als dieser Traum war allerdings jener vom Filmemacher. «In den Freundschaftsbüchlein meiner Schulkameraden kann man noch heute meinen Berufswunsch nachlesen: Regisseur», verrät er schmunzelnd. 2015, sieben Jahre nach seinem ersten Stunt, durfte er auch dieses Ziel abhaken, denn mit «Camino de Santiago» kam sein erster Dokumentarfilm ins Kino. Mit «Aktiv ins Alter» (2017) und «Auf die eigene Art» (2021) liess er zwei weitere folgen. Dass sich Schweizer bei der Regiearbeit in den Hintergrund zurückzieht und andere Menschen in den Fokus rückt, ist kein Zufall. Das gängige Konzept von Erfolg ist für ihn nicht wichtig. «Es gibt mir mehr, wenn ich jemandem in einer gewissen Lebenssituation helfen kann.» Diese Erfüllung fand er als Präsident eines Jugendprojekts und im Verein «Together – Hilfe für Indien», der auf dem Subkontinent ein Waisenhaus gebaut hat. Die Arbeit mit Menschen hat ihn dermassen inspiriert, dass er 2018 eine Ausbildung zum Lebenscoach abschloss und freie Zeremonien für alle durchführt.
«Früher empfand ich meine Vielseitigkeit als Schwäche.»
«Gerade die Ausnahmesituation der Hochzeit finde ich sehr spannend», erklärt Schweizer. Die Energie für seine diversen Projekte holt sich Manuel Schweizer beim Reisen und im Sport. In der Jugend war es die Leichtathletik, heute begeistern ihn Ausdauersportarten. Um sich selbst immer wieder aus seiner Komfortzone zu holen, stellt er sich regelmässig sportlichen Herausforderungen. So hat er schon einen Triathlon über die HalbIronman-Distanz absolviert, ist ganz für sich allein einen Marathon gelaufen und hat mit einem Freund im Begleitboot den Walensee durchschwommen – der Länge nach: stolze 16 Kilometer von Walenstadt SG bis Weesen SG. Ein Leben im Fluss Den Mut, sich in verschiedene Projekte zu stürzen, musste sich Manuel Schweizer aber verdienen. «Früher empfand ich meine Vielseitigkeit als Schwäche. Ich musste erst lernen, dass das meine grosse Stärke ist», sagt der fröhliche Tausendsassa, der mit seiner Lebensgefährtin Désiré (28) im Lütisburger Nachbardorf Bazenheid SG wohnt. Ein Burnout ist trotzdem nicht zu befürchten. Da er seit zehn Jahren selbstständig ist, kann er sich seine Zeit frei einteilen. Wenn es eine Konstante in Manuel Schweizers Leben gibt, dann die ständige Weiterentwicklung. «Das Tun ist so viel wichtiger als das Reden», findet er. «Ich liebe es, Menschen zum Leben zu inspirieren.» Diese Erkenntnis wird ihn auch in der Zukunft leiten. Was immer noch kommen mag: Er wird es garantiert mit vollem Einsatz tun. Coopzeitung Nr. 51 vom 20. Dezember 2021 75 LIFESTYLE PORTRÄT TEXT FABIAN KERN FOTO CHRISTOPH KAMINSKI